Klanginstallation »»…die blaue Blume sehn ich mich zu erblicken« – Novalis 2022«
Vernissage: 18.08.2022
LITERATURMUSEUM ROMANTIKERHAUS JENA
19.08. – 20.11.2022
20.1 Kanal Klanginstallation / elektroakustische Komposition
Mit dem Beginn des unvollendeten Romans »Heinrich von Ofterdingen« von Novalis.
SprecherInnen:
Ella Gaiser
Benjamin Mährlein
binaural recording (please use headphones)
Literaturmuseum Romantikerhaus
Novalis 2022 – Klanginstallation · Tim Helbig
Anlässlich des 250. Geburtstages von Novalis nimmt Tim Helbig den Beginn des Romans Heinrich von Ofterdingen zum Ausgangspunkt für eine klangkünstlerische Arbeit. Damit erfährt einerseits der dichterische Text eine zeitgenössische Bearbeitung, andererseits fungiert er jedoch auch als Impulsgeber einer künstlerischen Position, die als raumgreifende Klanginstallation aus zahlreichen Miniaturlautsprechern das Zentrum der Ausstellung bildet. Durch eine figurative Anordnung dienen die Lautsprecher nicht allein als Ausgangsmedium des Klanges, sondern strukturieren den Raum auch visuell.
Helbigs Klanginstallation stellt dabei weder eine Interpretation von Novalis’ Dichtung dar noch illustriert sie diese. Vielmehr eröffnet sie durch die medialen und ästhetischen Qualitäten der Klangkunst buchstäblich einen eigenständigen Erfahrungsraum, in dem man nicht nur dem Beginn des Ofterdingen und der blauen Blume neu begegnen kann, sondern in dem es auch gelingt, sich »in das ferne Geisterreich der Töne tragen« zu lassen (E. T. A. Hoffmann).
Die intermediale Arbeit setzt dafür auf das Zusammenspiel eines technisch komplexen Figurenarrangements aus Miniaturlautsprechern und einer mehrkanaligen elektroakustischen Komposition, die zum poetischen Text hinführt, ihn umspielt, durchdringt und in das autonome Spiel der Klänge auslaufen lässt. Die Dichtung wird dabei vielfältig übersetzt, Schrift zu gesprochenem Wort und die Stimmung des Textes zu der Stimmung des Klanges in einen mal harmonischen, mal spannungsvollen Bezug gesetzt. Poesie, Ton, Raum und grafische Form bilden eine künstlerische Einheit und können dennoch in ihrer jeweils eigenen und sich gegenseitig befruchtenden Sinnlichkeit entdeckt werden. Sei es, indem man den Feinheiten des durch den Raum wandernden Klanges nachlauscht, mit den Augen den feinen Linien der grafischen Lautsprecherfiguren folgt, durch die Bewegung im Raum das Schimmern des kupferroten Spulendrahts entdeckt oder sich sitzend in die Dichtung und elektroakustischen Klänge versenkt.
Dem Phänomen des Klangs kommt in Helbigs Installation eine wesentliche Stellung zu. Denn die Komposition setzt die Bereitschaft voraus, Klang als Objekt wahrzunehmen und sich kontemplativ auf Töne und Geräusche einzulassen. In seinem künstlerischen Schaffen nimmt Helbig Klänge sowohl als Bestandteil eines komplexen Umfeldes wie auch als konkrete ästhetische Elemente wahr. Für seine Kompositionen greift er auf selbst erstellte Aufnahmen so verstandener Klänge zurück und synthetisiert sie. Dabei dienen auch Alltagsgeräusche als Ausgangspunkt, werden aufgenommen und erfahren durch die damit einhergehende Veränderung bereits einen künstlerischen Charakter. Die Überführung so entstandener Klänge in eine Komposition erfolgt dann in einem kreativen Prozess vor Ort, sodass die Arbeit ihre letzten Nuancen erst innerhalb der Lautsprecherinstallation erhält. Das Werk schenkt den spezifischen räumlichen und akustischen Gegebenheiten damit bereits während seiner Entstehung eine besondere Aufmerksamkeit und ermöglicht dem Besucher schon dadurch eine einzigartige Auseinandersetzung mit dem Werk von Novalis in den Räumen des Romantikerhauses Jena. (Romantikerhaus Jena)
Dieses Projekt wurde teilgefördert durch die Kulturstiftung des Freistaats Thüringen